Neuköllns zweite Fahrradstraße
Sichere Wege bedeuten mehr sichere Fahrten. Fahrradstraßen sind ein Mittel zur Förderung der Fahrrad-Mobilität. Die StVO sieht sie als besonderen Schutzraum für Radfahrende: Hier dürfen Sie nebeneinander fahren, genießen Vorrang und für alle gilt maximal Tempo 30. Ende Oktober wurde mit den Arbeiten für die Fahrradstraße Weigandufer (und Teile der Pflügerstraße) im Abschnitt zwischen Pannierstraße und Treptower Straße begonnen. Mitte November hat der Neuköllner Bezirksbürgermeister Martin Hikel diesen weiteren Baustein für ein fahrradfreundliches Neukölln eröffnet.
Was hat sich geändert
Optisch fallen auf der Fahrradstraßen die großen Fahrradpiktogramme an einigen Straßenkreuzungen auf. Dazu kommen die Blechschilder, die bei der Einfahrt ins Weigandufer auf die Fahrradstraße hinweisen. Außerdem wurden an verschiedenen Stellen Fahrradbügel auf der Fahrbahn installiert, um die Sichtbeziehungen zwischen den Menschen auf der Straße zu verbessern, Fußgänger*innen die Überquerung der Straße zu erleichtern und die Geschwindigkeiten der Autos zu mindern.
Auch in Sachen Vorfahrt hat sich etwas verändert. An den meisten Kreuzungen wurde die Vorfahrtsregelung zu Gunsten der Fahrradstraße geändert. Das ist gut und sollte auch konsequent so weiter verfolgt werden. Gleichzeitig ist es eine Maßnahme, die auch den Kfz-Verkehr zu schnellerem Fahren verleiten könnte. Umso wichtiger ist es, hier flankierende Maßnahmen umzusetzen wie sie für das nächste Jahr auch geplant sind.
Denn am Wildenbruchplatz steht eine weitere Baumaßnahme an: Der Wildenbruchpark wird zum Wasser hin geöffnet und nur durch einen Radweg vom Kanal getrennt. Damit wird nicht nur das Weigandufer effektiv verkehrsberuhigt, sondern auch der Park zu einem entspannten Ort am Wasser entwickelt. Um eine Überquerung der bisher gefährlichen Wildenbruchstraße zu erleichtern, wird die Mittelinsel verlängert. Dadurch entsteht dann nebenbei auch hier ein modaler Filter der dafür sorgt, dass Autos von der Wildenbruchstraße nur noch aus Richtung Treptow ins Weigandufer fahren können und diese nur noch Richtung Zentrum Neukölln verlassen können.
Geschichte einer fünfjährigen Vorfreude
Dass es zur Fahrradstraße – insbesondere mit den zuletzt genannten Elementen – kommt, war lange keine Selbstverständlichkeit. Vor 5 Jahren von den Piraten beantragt, sollte der Antrag in der BVV im Jahr 2015 abgelehnt werden, nachdem sich die zuständigen Ausschüsse bereits dagegen ausgesprochen hatten. Das Netzwerk Fahrradfreundliches Neukölln war damals gerade gegründet und wir konnten diese Nachricht nicht glauben. Somit war die Idee unserer ersten Mini-Kampagne geboren und durch die tatkräftige Unterstützung von zig (wir wissen nicht wieviele) Emails und Anrufen ließen sich die BVVler doch noch umstimmen und der Antrag für die Fahrradstraße ward angenommen. Im Laufe der letzten drei Jahre kamen dann in Zusammenarbeit mit der Verwaltung sehr gute weitere Elemente hinzu, die Hoffnung machen, dass diese Fahrradstraße auch echte Verbesserungen für den Radverkehr bringen wird. Insbesondere mit einer Verlängerung der Fahrradstraße in der Pflügerstraße über die Pannierstraße hinaus bis hin zum Kottbusser Damm würde eine attraktive Verbindung durch den Reuterkiez geschaffen. Dafür werden wir uns weiterhin einsetzen.
Höhere Aufenthaltsqualität durch die Fahrradstraße
Die neue Fahrradstraße bringt weitere Vorteile mit sich gerade auch für Anwohner*innen. In den letzten Jahren fanden im Gebiet zwischen dem Kanaldreieck und dem Weichselplatz große Umbau- und Verbesserungsmaßnahmen statt. Durch die Entfernung von Kopfsteinpflaster am Weichselplatz, der Reduzierung des Tempolimits und die Sanierung des Gehwegs ist die Aufenthaltsqualität rund um den Spielplatz wesentlich gestiegen. Mit der Einführung der Fahrradstraße werden nicht nur die Anwohner*innen, sondern auch die vielen anderen Bürger*innen von weniger Verkehrslärm und weniger Feinstaubbelastung profitieren. Zudem ist ein angenehmeres Spazieren am Fußweg neben dem Kanal möglich, der dann weniger attraktiv für Fahrradfahrer*innen und attraktiver für Fußgänger*innen wird.
Informieren und Verstoße kämpfen
Viele Fahrradfahrer*innen berichten in den ersten Wochen seit der neuen Regelung von fehlerhaftem Verhalten von Autofahrer*innen. Falschparker*innen, enges Überholen und zu schnell fahrende Autos machen das Radfahren weiterhin gefährlich und zu einem Stressfaktor für unsicher Radfahrende.
Das Bezirksamt Neukölln wird zusammen mit dem Netzwerk Fahrradfreundliches Neukölln einen Info-Flyer verteilen, um vor Ort die Anwohnenden, Radfahrenden und Autofahrenden über die geänderte Verkehrsregeln zu informieren. Um Verkehrsverstöße von nicht Anlieger*innen zu verhindern, wäre es hilfreich, wenn die Polizei die Fahrradstraße durch Kontrollen sichern würde.
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