Podiumsdiskussion zur Sonnenallee

Im Herbst 2019 war es mal wieder soweit. Bei einer Podiumsdiskussion konnten Radfahrende in Neukölln eine ihrer Lieblingsfragen stellen: Wann kommen Radwege auf derSonnenallee? Dieses Mal ging es um Neukölln bekannteste Magistrale im Kontext des Baus der neuen Autobahn, welche hier eine Anschlussstelle bekommt. Ingmar Streese, Staatssekretär der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klima erläuterte, dass mit dem Autobahnbau viele Kieze entlastet und einige Menschen von profitieren werden. Martin Hikel, Bezirksbürgermeister, wünscht sich die definitive Fertigstellung des 16. Bauabschnitts, da sonst der Bezirk Neukölln ihren Start- bzw. Endpunkt beheimaten und somit viel Autoverkehr “angespült” bekommen würde.

Nach alter verkehrsplanerischer Weisheit, wer Straßen sät, erntet Verkehr , wird zunächst einmal mit dem Autobahnbau niemand entlastet, sondern viele Menschen zusätzlich und unnötig belastet. Doch weshalb ist diese Frage so unangenehm, dass ihr immer wieder ausgewichen wird?

Dem Radverkehr wird innerhalb des Rings keine eigene Fläche zugeschrieben. Stattdessengibt es insgesamt mehrere Fahrspuren für Autos, Parkspuren auf beiden Seiten und auf dem Mittelstreifen. Bis auf die Einführung einer Busspur hat es in den letzten Jahren keine positive Entwicklung gegeben. Ganz im Gegenteil, hinter dem S-Bahnhof Sonnenallee erweitert gerade das Estrel Hotel. Zusammen mit der neuen Autobahn führt das dazu, dass nach einem Gutachten der Autoverkehr im nordwestlichen Teil, also im Ring, um 52% zunimmt und sich im südöstlichen Teil sogar verdoppelt. In der Politik scheint der Konsens zu bestehen diese Entwicklungen erst einmal abzuwarten. Wir sehen darin jedoch eine unzumutbare Prognose und vor dem Hintergrund des bereits bestehenden Chaos gerade dann dringendes Handlungserfordernis.

Deshalb setzen wir uns für eine neue Raumaufteilung ein, weg von der autogerechten Stadthin zu einem Ort für Menschen mit sicherer Radinfrastruktur. Denn Radverkehr heißt auch mehr Platz für gesellschaftliche Teilhabe und effektiven Klimaschutz.

Die BVG plant den M41 Bus durch eine Straßenbahn bis Schöneweide zu ersetzen. Der Straßenbahnbau bietet eine großartige Gelegenheit den Straßenraum neu aufzuteilen und die Sonnenallee in einer interkulturellen und lebendigen Flaniermeile erblühen lassen. Ob dieses Projekt wirklich in Zukunft umgesetzt wird, hängt auch vom Erfolg der M10 Verlängerung ab. Diese soll bis 2023/4/5 die Warschauer Straße mit dem Hermannplatz verbinden und wird wahrscheinlich ein Stück über die Sonnenallee fuhren.

Bildquelle: Studienprojekt “Stadträume für alle auf der Sonnenallee”
(WiSe 18/19), Institut für Stadt-und Regionalplanung, Technische Universität Berlin

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