Neuköllner Friedelspeedway

Asphaltierung an der Friedelstraße abgeschlossen – Neuköllner Friedelspeedway für den Autoverkehr freigegeben

Seit Ende 2018 liegt er nun da, der neue glatte Asphalt auf der Friedelstraße. Die Maßnahme wurde in gutem Willen für Radfahrende und mit gleichmäßiger Rücksicht auf alle Verkehrsteilnehmenden umgesetzt. In der Realität stellt sie sich vor allem als Beschleunigungsmaßnahme für Autofahrende dar. Moritz Metz, Anwohner an der Friedelstraße, hat eigene Geschwindigkeitsmessungen vor und nach dem Umbau durchgeführt. Er konnte einen deutlichen Geschwindigkeitsanstieg feststellen. Durchschnittlich wurde 5 km/h schneller gefahren. Spitzen bis zu 70 km/h sind die Regel.

Beim Bezirk nachgefragt

Seine Messungen nahm Moritz Metz zum Anlass beim Bezirksamt im Rahmen einer Einwohnerfrage nachzufragen:

AUto in der Friedelstraße wird mit 64km/h gemessen

Auto in der Friedelstraße wird mit 64km/h gemessen – https://twitter.com/moritzmetz/status/1070643717768404992

Frage 1:

Inwiefern decken sich die Ergebnisse der im Dezember erstellten, bezirklichen Messungen zu Geschwindigkeit und Häufigkeit des Verkehrs in der Friedelstraße mit meinen Messungen, die einen über 10%igen Anstieg der Auto-Durchschnittsgeschwindigkeiten seit der Asphaltierung belegen?

Frage 2:

Welche Maßnahmen wird der Bezirk zu welchem Zeitpunkt ergreifen, um den gefährlichen und lärmenden Geschwindigkeitsanstieg des Autoverkehrs in der Friedelstraße zu regulieren und den sicheren Fahrradverkehr zu fördern?

Das Bezirksamt konnte immerhin die Nachher-Werte bestätigen. Demnach liegt die Durchschnittsgeschwindigkeit in der Tempo 30-Zone sogar bei 38 km/h. Ein Vergleich zu vorher ist seitens des Amtes nicht möglich, da es keine Vorher-Messungen gab. Dieser Fakt ist umso interessanter, da die Neuköllner Verwaltung bei Asphaltierungsmaßnahmen stets betont, dass es keine Hinweise gibt, dass eine solche Maßnahme zu höheren Geschwindigkeiten führt. Wenn man vorher nicht misst, wundert eine solche Aussage natürlich nicht.

Um dem Problem zu begegnen, sollen Tempo 30-Piktogramme auf die Fahrbahn aufgebracht werden. Zudem sollen Gehwegvorstreckungen und Fußgängerüberwege an der Kreuzung Maybachufer/Friedelstraße zu einer Verkehrsberuhigung führen. Weitere bauliche Eingriffe sind nicht vorgesehen. Die Polizei soll es mit Geschwindigkeitskontrollen richten.

Zudem möchte das Bezirksamt beim Senat nach Geld fragen, um ein umfassendes Verkehrsgutachten zu erstellen.

Ideen für echte Verkehrsberuhigung

Die Situation an der Friedelstraße ist für uns so natürlich nicht hinnehmbar. Die Maßnahme wurde nach Inkrafttreten des Mobilitätsgesetzes (MobG) durchgeführt. Demnach müssten Nebenstraßen im Radverkehrsnetz mit geeigneten Maßnahmen so gestaltet werden, dass die zulässige Höchstgeschwindigkeit nicht überschritten wird und dass Kfz-Durchgangsverkehr unterbleibt (Vorschläge dazu hatten wir dem Bezirk bereits 2017 unterbreitet https://www.fahrradfreundliches-neukoelln.de/blog/modale-filter). Auch abseits der Radverkehrsförderung würde dies für einen echten Ausgleich zwischen allen Verkehrsteilnehmenden sorgen. Gerade hinsichtlich der Verkehrssicherheit ist jedes km/h zuviel eine unnötige Gefahr für die Menschen, die sich in diesem dicht besiedelten Gebiet bewegen.

Anhalteweg eines Autos bei Tempo 30 und Tempo 50 – boell.de

Derzeit und in den nächsten Jahren werden weitere Straßen (z.B. Braunschweiger-, Donau-, Weser-, Weichselstraße) asphaltiert oder umgebaut. Auch hier ist eine echte Verkehrsberuhigung oberstes Gebot. Jede Art von Verkehrsberuhigung im Nebennetz ist sinnvoll und ein Schritt in die richtige Richtung. Falls unerwünschte Nebenwirkungen auftauchen, kann ggf. nachgebessert werden. So kann man auch ohne teure und langwierige Gutachten anfangen.

KInder legen auf der Straße Latten zur Verkehrsbreuhigung aus

Kinder bauen eigene Bodenschwellen – https://twitter.com/moritzmetz/status/1048956689624584194

Die kommenden Termine an denen wir das Thema auf die Tagesordnung bringen, sind der Ausschuss für Straßen, Grün und Ordnung am 13.2 und der FahrRat am 21.2..

Falls Ihr Ideen oder Meinungen zur Situation in der Friedelstraße oder in anderen Neuköllner Nebenstraßen habt, schreibt sie gerne unten in den Kommentar-Bereich.

Unsere Forderungen:

  • Kurzfristig müssen die Geschwindigkeitsspitzen unterbunden werden.
  • Kurzfristig müssen Maßnahmen getroffen werden, die verhindern, dass sich die Friedelstraße weiter als Umfahrung des Kottbusser Damms etabliert
  • Mutig schnelle Lösungen zur Erhöhung der Verkehrssicherheit im Sinne der Vision Zero umsetzen.

3 comments on “Neuköllner Friedelspeedway”

  1. user unknown Antworten

    Aus dem Artikel geht nicht klar hervor, was „Asphaltierung der Friedelstraße“ heißt. Gab es vorher Kopfsteinpflaster? Anwohner mögen das ja wissen, aber ich weiß nicht, wie die Friedelstraße vorher beschaffen war.

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