Ausschusssitzung Straßen, Grünflächen, Ordnung am 12. Juli 2017

Protected Bike Lane oder Radstreifen auf der Karl-Marx-Straße?

Zwischen Weichselstraße und Hermannplatz soll es noch vor dem Umbau der gesamten Straße mit der Fahrbahndecke über der U-Bahn eine Zwischenlösung geben, um einen durchgehenden Radverkehrsstreifen zu auf der KMS zu haben. Wir haben hierzu ein Konzept für eine Protected Bike Lane (geschützter Radstreifen) ausgearbeitet, welcher von einem Planungsbüro geprüft wurde. In 8. BVV-Sitzung wurde nun zwei Varianten vorgestellt.
1. Variante: Status-Quo-Radstreifen neben der Fahrbahn, wenn auch ein wenig breiter (2,25 m) + 0,75 m Sicherheitsabstand zu den parkenden Autos.
2. Variante: Protected Bike Lane mit 2,25 m Fahrbahn und 1 m Abstand zu den parkenden Autos (links) mit Pollern (analog zu unserem Vorschlag).

Protected Bike Lane

Variante 2: Protected Bike Lane hinter der Parkspur (im Beispielbild fehlen die Poller) © Linda Reiners

Folgende Punkte wurden in Bezug auf die Protected Bike Lane (PBL) genannt:

  • der Beginn der südlichen KMS vom Hermannplatz aus wird ausgelassen, da dort durch die Eingänge zu dem U-Bahnhof kein Spielraum ist – Planung beginnt erst dahinter
  • durch Grundstückseinfahrten lässt sich die Protektion nicht durchgehend gewährleisten
  • Sichtbeziehungen an Kreuzungen und Grundstückseinfahrten wären durch die parkenden Autos nicht optimal (hier haben wir auf mehr Wegfall von Parkplätzen hingewiesen)
  • Tenor war durchgehend, dass es immer Stellen geben wird, an denen sich Autofahrer*innen illegal auf die PBL stellen/sie blockieren können (als wenn das jetzt anders wäre) und im Gegenzug der Radstreifen ja noch die Möglichkeit des Ausweichens auf die linke Fahrbahn böte
  • Roland Jannermann von SenUVK spricht sich dafür aus, die Vorteile der PBL gegenüber möglichen Falschparker*innenblockaden sorgfältig abzuwägen
  • problematisch wäre auch der Ausgang der Nachtbushaltestelle, an der die Aussteigenden die Poller und den Radstreifen queren müssten
  • problematisch auch für den Lieferverkehr
  • kritisch wurden auch die 45°-Kurven von der KMS in die Mainzer Straße/Reuterstraße gesehen, wo die Radfahrenden übersehen werden könnten (wir haben auf bauliche Maßnahmen verwiesen, z.B. Radabstellanlagen, die die Sicht nicht behindern aber die Kurve spitzer machen)
  • es wird aktuell noch versucht die Grundstückseinfahrten, die nicht tatsächlich zum Durchfahren genutzt werden, zu minimieren

Hervorgehoben wurde, dass bei der Variante 1 (einfacher Radstreifen) dann ein 0,75 m Abstand zu den rechts parkenden Autos entstehen würde, der keine Dooring-Unfälle zulassen würde.

Als grundsätzliches Ergebnis ist festzuhalten, dass die Umsetzung einer PBL zwischen Hermannplatz und Reuterstraße besser möglich ist als zwischen Reuter- und Weichselstraße (hier eher „Schweizer Käse“ laut Tiefbauleiter Voskamp).

Warum nicht mal vorangehen? Karl-Marx-Straße als Pilotprojekt.

Wir sprechen uns trotz der skizzierten Probleme und Schwierigkeiten weiterhin für eine Protected Bike Lane aus, um immerhin auf kurzen Strecken sicheres Radfahren zu ermöglichen. Es geht darum den Verkehrsraum neu zu denken, für Jung und Alt und auch Verluste wie Parkraum in Kauf zu nehmen, um eine noch für Deutschland innovative Lösung zu etablieren, welche aber in Berlin mit dem Inkrafttreten des RadGesetzes zum Standard werden soll. Daher lohnt sich diese Umsetzung auf der KMS schon doppelt. Verbesserung der Radverkehrssituation in Neukölln und Umsetzung eines Pilots, um hiervon für ganz Berlin zu lernen.

Zum Zeitrahmen: Bis Mitte August soll die Abstimmung beider Vorschläge mit der Verkehrslenkung Berlin (VLB) stattfinden. Parallel werden die Arbeiten an der maroden Asphaltdecke ausgeschrieben, die Markierungsarbeiten sollen im Frühjahr 2018 beginnen.

Wir bleiben dran – bis August und danach!

Mehr Fahrradabstellanlagen und immer wieder Parken auf dem Radweg

Weiterhin wurde berichtet, dass demnächst neue Radverkehrsanlagen in der Werrastraße um den Truseplatz und im Süden von Neukölln u.a. am U-Bhf. Blaschkoallee und U-Bhf. Rudow gebaut werden. Ferner wird sich die Asphaltierung der Innstraße zwischen Weserstraße und Wildenbruchplatz noch ein wenig ziehen, da festgestellt wurde, dass die Schmutzwasserleitungen komplett ausgetauscht werden müssen. Daher wird erst in 2018 asphaltiert. Die ersehnte Fahrradstraße in der Weserstraße (erste Fahrradstraße in Neukölln) wird vermutlich erst im September eröffnet. Ferner wurden während der Schwerpunktkontrollen zwischen 12. und 14. Juni 320 Verstöße registriert, davon 66 auf dem Radweg. Diese Verstöße bilden ohnehin immer die größte Gruppe der Verkehrsordnungswidrigkeiten.

Das nächste Mal wird nach der Sommerpause am 13. September wieder getagt.

Beitragsbild: © Manfred Heyde
 

3 comments on “Ausschusssitzung Straßen, Grünflächen, Ordnung am 12. Juli 2017”

  1. Falk Schneider Antworten

    Protected bike lane? Das ist nicht Euer Ernst, oder? Das wäre der gleiche Unsinn, wie Radwege zwischen Parktaschen und Einkaufsmeile, bspw. zu begutachten an mehreren km der B1/B5 in Lichtenberg und Friedrichshain. Leute kommen aus Geschäften und laufen zu ihren parkenden Autos. Beifahrer öffnen rücksichtslos (ob beabsichtigt oder nicht) die Tür, steigen aus und laufen ohne zu schauen, auf den Radstreifen rauf. Rechtsabbieger können den Streifen nicht einsehen, wenn SUVs, Handwerkertransporter, Logistik-Vans oder gar Lkw dort parken. Außerhalb der Ampelbereiche die Straße kreuzende Fußgänger sehen die Fahrräder nicht, wenn sie sich zwischen den parkenden Autos durchzwängen, weil sie damit beschäftigt sind, sich ihre Klamotten an den Stoßstangen nicht einzusauen. Menschen kommen aus den U-Bahnhöfen und stehen mit einem Dreh auf dem Fußabsatz direkt auf der Bike Lane. Zudem ist ein Überholen langsamerer Radfahrer dann deutlich erschwert, aufgrund des erhöhten Risikos der o.a. Situationen. Bitte überlegt Euch das nochmal ganz genau!

  2. Martin Antworten

    Ich stehe dem Konzept der Protected Bike Lanes zwar etwas zurückhaltend gegenüber, fände es aber prinzipiell gut, wenn es ein paar davon in Berlin gäbe, damit man die Unterschiede zur anderen Lösungen im Wortsinne „erfahren“ kann. Ihr müßtet aber wirklich noch eine Lösung finden, wie man das Kreuzen von Fahrradverkehr und Bus-Fahrgästen vermeidet. Das ist einer der vielen Nachteile von Hochbordradwegen und u.a. deshalb haben diese ihren berechtigt schlechten Ruf!

    Mein Wunschzettel: Endlich ALLE Straßen Berlins asphaltieren und ein Radstreifen oder PBL auf der Sonnenallee!

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